Transparenz bei Airpaq
In diesem Artikel streben wir danach, mit vollkommener Transparenz auf diese und andere Fragen zu antworten. Es ist uns ein zentrales Anliegen, dass du einen umfassenden Einblick in unsere Produktions- und Materialprozesse erhältst. So soll niemand das Gefühl bekommen, dass Informationen zurückgehalten oder beschönigt werden. Falls du das Gefühl hast, dass in diesem Artikel ein wichtiger Aspekt fehlt, zögere nicht, uns unter info@airpaq.de zu kontaktieren.
Inhaltsverzeichnis:
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Materialquellen und Upcycling
- Herkunft der Airbagstoffe, Sitzgurte und Gurtschlösser. Wieso sind die Materialien oft neuwertig
- Upgecycelte Autoschrott-Mengen und deren Berechnung
- Verwendung von Upcycling-Materialien und Herausforderungen dabei
- Fortschritte und Umweltauswirkungen in der Materialverwendung
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Preise und Produktion
- Grund für die Preisgestaltung von Produkten
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Produktion in Rumänien
- Wieso Produzieren wir in Rumänien?
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Nachhaltigkeits- und Fairness-Siegel
- Erlangung von Siegeln und Zertifizierungen
- Produktionsstandards und ihre Bedeutung
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Upcycling Milestones
- Jahresübersicht und Bedeutung dieser Daten
Woher kommen unsere Airbagstoffe und Sitzgurte?
Unsere Airbags und Sitzgurte stammen aus Überproduktionen und Ausschuss renommierter Hersteller für Fahrzeugsicherheitssysteme. Diese Hersteller produzieren hauptsächlich in Osteuropa und beliefern die führende Automarken in Europa. Einen Großteil der Materialien erhalten wir aus Rumänien, wo sich zudem unsere Näherei und Färberei befindet. Airbags und Sicherheitsgurte sind absolut Sicherheitsrelevante Komponenten in Fahrzeugen. Daher sind selbst kleinste Unregelmäßigkeiten wie eine lose Faser, ein Textilfehler oder eine unsaubere Naht Grund genug, dass sie nicht zum Einsatz kommen und als Abfall enden. Einige dieser Materialien werden recycelt, andere jedoch nicht. Für die Herstellung unserer Rucksäcke sind diese "Mängel" irrelevant, weshalb wir dieses Material sehr effizient weiterverarbeiten können.
Woher kommen unsere Gurtschlösser?
In und um Köln kooperieren wir mit verschiedenen Schrottplätzen. Dort sammeln Autoverwerter Gurtschlösser aus ausrangierten Fahrzeugen. Diese werden auf Paletten gelagert, und sobald eine rentable Menge zusammenkommt, organisieren wir einen Transport zu unserer Näherei in Rumänien. Um den CO2-Fußabdruck gering zu halten, legen wir Wert darauf, stets größere Mengen in einem Transport zu versenden. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich die Anzahl der verschrotteten Autos verringert. Zusätzlich zur Beschaffung von Gurtschlössern erhalten wir daher vermehrt B-Ware, Rohlinge und Überproduktionen von Herstellern. Diese Gurtschlösser sind oft neuwertig. Als stetig wachsendes Unternehmen müssen wir sicherstellen, dass unsere Materialbeschaffung kontinuierlich Schritt hält. Anders als bei den Airbags und Sitzgurten stellt insbesondere die Beschaffung von Gurtschlössern eine Herausforderung dar, da für unsere Rucksäcke nur spezifische Modelle verwendet werden können. Deshalb sind wir über jede Hilfe und/oder Kontakt zu Herstellern sehr dankbar! Solltest du einen Tipp für uns haben, melde dich gerne unter info@airpaq.de.
Woher stammen die Upcycling-Angaben zu Autoschrott bei unseren Produkten?
Unter jedem Produkt in unserem Shop steht eine Angabe, wieviel Autoschrott durch diesen Kauf upgecycelt wurde. Zum Beispiel sind es beim Rucksack-Rolltop 1024 Gramm, beim Biq 1297 Gramm usw. Am Beispiel des Rolltops zeigen wir dir, wie wir diese Angaben berechnen:
Für die Herstellung eines Rucksack-Rolltops werden folgende Upcycling-Materialien benötigt:
- Für einen Rucksack wird Material von rund 2 Airbags, verwendet. als Rolltop, Körper, Boden und Griff) -> 469 Gramm
- Rund 3 Sitzgurte werden verwendet für das Rückenteil, für die Träger, im Frontbereich als Schutz für den Reißverschluss -> 505 Gramm
- Ein Gurtschloss als Verschluss des Rolltops -> 100-150 Gramm Das ergibt mindestens 1024 Gramm Autoschrott, was bei einem Gesamtgewicht des Rucksacks von 1200g ca. 85% Upcycling Anteil ergibt. Hinweis: Diese Angaben können aufgrund der Vielzahl an Materialien die wir verarbeiten immer leicht variieren.
Verwenden wir ausschließlich Upcycling Materialien?
Nein, denn nicht alle Komponenten, die man für die Rucksackherstellung braucht, findet man im Autoschrott. Außerdem möchten wir ein möglichst langlebiges Produkt herstellen und verwenden deshalb neue Reißverschlüsse, Nähgarn, Polsterungen, Futtereinlagen und Versteller zum Beispiel für die Träger. Diese Komponenten tragen erheblich dazu bei, dass ein Produkt benutzt wird. Sie dürfen die Produkte in Sachen Alltagstauglichkeit, Praktikabilität und Funktionalität nicht einschränken. Ein Rucksack, bei dem der Reißverschluss nach kurzer Zeit kaputt geht, weil er schon einen Produktzyklus hinter sich hat, ist für uns nicht nachhaltig.
Eine der größten Herausforderungen beim Upcycling
ist die Unvorhersehbarkeit der Materialquellen. Produzenten versuchen natürlich, die Produktion von Abfall zu minimieren – zum Vorteil unserer Umwelt. Das führt dazu, dass wir als Upcycler an manchen Tagen mit Materialien überhäuft werden, während wir an anderen kaum etwas erhalten. Dieses Phänomen zeigt sich auch bei Lieferungen von Schrottplätzen, deren Verfügbarkeit stark von der aktuellen Anzahl verschrotteter Autos abhängt. Als kleines Unternehmen konnten wir solche Schwankungen noch leichter ausgleichen. Doch mit Wachstum wird diese Balance zunehmend zur Herausforderung, da mehr Geschäftsabläufe und Arbeitsplätze von einer stetigen Produktion abhängen.
Während uns ein Überfluss an Airbags und Sicherheitsgurten zur Verfügung steht, sind Gurtschlösser manchmal fehlerhaft oder nicht komplementär, sodass wir sie nicht ohne weiteres verarbeiten können. Manchmal erhalten wir Gurtschloss-Ausschussware ohne das dazugehörige passende Gegenstück, weshalb wir in solchen Fällen das fehlende Gegenstück nachkaufen müssen. In seltenen Fällen, wenn die Engpässe besonders akut sind, müssen wir sogar ganze Gurtschlösser nachkaufen. Dies ist jedoch die absolute Ausnahme und geschieht bei unter 10% der verkauften Rucksäcke. Wir setzen alles daran, solche Situationen zu vermeiden und sind daher stetig auf der Suche nach mehr Lieferanten und Schrottplätzen. Der Grund, weshalb Neuware für uns nur in Ausnahmesituationen in Frage kommt ist neben dem Engagement für die Umwelt auch ein ganz pragmatischer. Neue Komponenten aus der Automobilindustrie kosten oft das 3- bis 4-Fache im Vergleich zu upcycelten Materialien. Dies macht den Kauf neuer Teile für uns oft unökonomisch und wir tun es wirklich nur, um die Produktion in dieser Zeit aufrechtzuerhalten, um unsere sozialen Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeiter:innen in der Näherei gerecht zu werden. Selbstverständlich steht die nachhaltige Herstellung immer im Fokus. Daher können wir trotz dieser Herausforderungen garantieren, dass der Anteil an upcycling Materialien der betroffenen Rolltop Rucksäcken auch unter diesen Umständen zu mindestens 70% upcycled und damit absolut nachhaltig ist. Selbstverständlich versuchen wir uns hier zu verbessern. Daher sind wir stetig auf der Suche nach mehr Partnern und versuchen uns für Engpässe einen Notbestand aufzubauen.
Wir arbeiten ständig daran, den Upcycling-Anteil unserer Produkte zu erhöhen. Seit diesem Jahr ersetzen wir zum Beispiel das Innenfutter in allen Produkten durch Airbagstoffe. Diese sind nicht nur umweltfreundlich, sondern auch strapazierfähig. Aber wir bleiben nicht stehen. Wir sind immer auf der Suche nach neuen Materialien und Ideen, die wir in zukünftigen Projekten nutzen können.
Verwenden wir umweltschädliche Materialien?
Ursprünglich ist die für die Herstellung von Airbags aufgebrachte graue Energie sehr hoch, da sie zu 100 Prozent aus Polyamid (Nylon) bestehen. Neben anderen Effekten ist die Menge an benötigtem Erdöl für die Produktion von Polyamid bedenklich. Die Bohrung nach Erdöl hat negative ökologische Auswirkungen, unter anderem die Verseuchung von Böden und Gewässern, Abholzung, Luftverschmutzung, sowie das Absterben zahlreicher Pflanzenarten. Wir bedienen uns aber an Airbag-Ausschussware, d.h. wir verhindern durch einen neuen Produktzyklus, dass das Erdöl umsonst aus der Erde geholt wurde und somit umsonst ökologische Risiken auf die Umwelt eingegangen sind. Dadurch hebt sich der vorher benötigte graue Energieverbrauch etwas auf.
Der Wasch- und Färbeprozess unserer Produktion birgt das größte Umweltrisiko und wurde von uns mit entsprechender Sorgfalt behandelt. Wir arbeiten zusammen mit einer Färberei, die auf 30 Jahre Erfahrung zurückblickt. Sie gehört zu den kompetentesten und wichtigsten Akteuren in diesem Umfeld und nutzt modernste Technologie mit besonderem Fokus auf ökologische Nachhaltigkeit. Die Färbemaschinen benötigen beispielsweise viel weniger Wasser: Bei 50 Kilogramm Stoff nur 5 Liter Wasser; bei den alten, herkömmlichen Maschinen sind das bei 50 Kilogramm Stoff circa 300 bis 400 Liter Wasser. Zum Färben benutzen wir ausschließlich Oeko-Tex zertifizierte Farben und auch die Entsorgung des Abwassers erfolgt durch die eigene Kläranlage der Näherei höchst umweltschonend. Dort wird nicht nur das Abwasser der Färbeprozesse vor der Entsorgung gereinigt, sondern auch teilweise wieder verwendet.
Warum sind unsere Preise so hoch?
Wir werden häufig auf unsere Preisgestaltung angesprochen. Unser Ziel ist es nicht, mit unseren Produkten nur Menschen mit Geld zu erreichen. Wir möchten ein nachhaltiges und fair produziertes Produkt herstellen. Wir erklären auf unseren Produktseiten unseres Shops möglichst transparent, wie sich unsere Preise zusammensetzen.
Der höchste Prozentanteil ist der für Lohnzahlungen an unsere Näherinnen, andere Mitarbeiter der Produktion und Büros in Köln. Wir achten auf bestmögliche Arbeitsbedingungen, das beinhaltet unter anderem faire Löhne über dem örtlichen Mindestlohn, neueste Technik, klimatisierte Räumlichkeiten, Pausenregelungen, keine Mehrarbeit, EU-Umwelt- und -Sozial-Standards, um nur wenige zu nennen. Mehrere Zertifikate unserer Produktion können das belegen. Unsere Rucksäcke werden in Handarbeit hergestellt, um ein qualitativ hochwertiges Produkt zu bekommen.
Ebenso zahlen wir für den Autoschrott, aus dem unsere Rucksäcke bestehen. Dies wird oft missverstanden. Denn auch wenn das Material „Müll“ ist, bekommt man diesen nicht geschenkt, denn wie sollen Schrotthändler sonst existieren? Wenn man auf faire, nachhaltige und umweltfreundliche Produktion achtet, liegt der Preis leider automatisch höher als bei nicht nachhaltigen Äquivalenten. Wir versuchen dennoch möglichst wettbewerbsfähig zu bleiben und sind überzeugt davon, dass die Qualität unserer Produkte den Preis allemal wert ist.
Warum produzieren wir in Rumänien?
Unsere Produktion in Rumänien hat sowohl ökologische als auch persönliche und wirtschaftliche Gründe:
- Regionale Konzentration: Um ökologisch sinnvoll zu handeln, verarbeiten wir den Abfall dort, wo er entsteht. Wir beziehen Airbag- und Sitzgurt-Ausschussware von einem großen Hersteller für automobile Sicherheitssysteme, der nur 20 km von unserer Näherei in Timisoara entfernt ist. Sowohl unsere Näherei als auch die Färberei liegen in Timisoara. Ein weiterer Produktionsstandort befindet sich in Turnu Severin, etwa 150 km entfernt. Diese räumliche Nähe ermöglicht es uns, Transportwege und damit verbundene CO2-Emissionen zu minimieren.
- Familiäre Bindung: Unsere Näherei in Timisoara wurde vor über 20 Jahren von der Familie unseres Co-Founders Michael Widmann gegründet und wird bis heute von ihr geleitet. Das bedeutet, dass die beiden Gründer alle Mitarbeiter vor Ort persönlich kennen. Tatsächlich haben Michael und Adrian während der Gründungsphase ihres Unternehmens sogar mehrere Monate in Rumänien gelebt, um eng mit den Näherinnen ihren ersten Rucksack zu entwickeln.Die Familie Mütterlicherseits unseres Co-Founders Adrian stammt aus Rumänien, sogar aus der Stadt in der unsere Näherei ihren Sitz hat. Rumänien ist für Airpaq also nicht nur irgendein Produktionsland.
- Textilverarbeitung: Während Deutschland einst ein Zentrum der Textilverarbeitung war, hat sich diese Industrie in den letzten Jahrzehnten verlagert. Das Know-how und die Infrastruktur für die Textilproduktion sind in Ländern wie Rumänien besser erhalten geblieben. Unsere Zusammenarbeit mit den Näherinnen vor Ort hat es uns ermöglicht, kontinuierlich Schwachstellen in unseren Produkten zu identifizieren und zu verbessern.
- Wirtschaftlichkeit und Zugänglichkeit: Das Lohnniveau in Deutschland liegt höher als in Rumänien. Würden wir in Deutschland produzieren, würden dadurch höhere Produktionskosten entstehen, was sich wiederum in den Verkaufspreisen niederschlagen würde. Wir sind jedoch der Überzeugung, dass Upcycling für alle zugänglich sein sollte und nicht nur ein Premium-Produkt für wenige. Es ist uns ein Anliegen, dass auch Menschen mit geringerem Einkommen unsere Produkte erwerben können. Daher stellt Rumänien für uns den idealen Kompromiss dar, um hohe Qualität zu fairen Preisen zu gewährleisten, ohne Kompromisse bei den Arbeitsbedingungen einzugehen.
- Nähe zum Absatzmarkt und EU Qualität: Obwohl viele Rucksackhersteller aus Preisgründen in Übersee produzieren, war dies für uns nicht nur wegen dem langen Lieferweg keine Option. Wir haben uns bewusst für die Produktion in Rumänien entschieden, um von den hohen EU-Standards zu profitieren. Dies erleichtert uns die Zusammenarbeit mit Lieferanten, die sich an umweltfreundliche Praktiken und faire Arbeitsbedingungen halten. Zudem ermöglicht uns der Standort in der EU, eine enge Beziehung zu unserer Näherei aufzubauen, wodurch wir die Qualität unserer Produkte stets gewährleisten und eine echte Partnerschaft mit unserem Produktionsteam pflegen können.
Warum haben wir keine Siegel, wie ‚Grüner Knopf‘ oder ‚Fairtrade‘, die unsere faire und nachhaltige Produktion nachweisen?
Wir streben stets nach anerkannten Siegeln, die unsere faire und nachhaltige Produktion bestätigen. Die bekannten Siegel sind jedoch für Upcycling-Produkte wie unsere nicht passend. Ein Großteil unserer Komponenten, wie Gurtschlösser und Fehlchargen von Airbag- und Sitzgurt-Produktionen, stammen von externen Herstellern, deren Prozesse wir nicht kontrollieren können. In unserer Produktionskette überwachen wir hauptsächlich die Prozesse der Näherei und Färberei. Unsere Näherei 'Cottontex' in Timișoara hat die Zertifizierungen ISO 9001, SA 8000, ISO 14001 und unterliegt dem 'Global Recycled Standard' (GRS). Unsere Färberei 'Intercolor' verwendet Oeko-Tex-zertifizierte Farben und folgt der EU-Chemikalienverordnung 'Normativa REACH'. Zudem sind wir 'PETA-Approved Vegan', da wir keine tierischen Produkte verwenden. Leider gibt es derzeit kein passendes Siegel speziell für Upcycling.
Wieviel Autoschrott haben wir seit unserer Gründung upgecycelt?
Aktuell (Stand Juli 2023) sind wir bei einer Anzahl von 208.000 Sitzgurten (Stück), 168.000 Airbags (Stück) und 54.000 Gurtschlösser (Stück) und kommen so auf 101 Tonnen Autoschrott, den wir zu Rucksäcken und Accessoires verarbeitet haben.